Think Camp „Wie kann der Kassenwettbewerb gerecht gestaltet werden?“
20. bis 22. September 2019
Wie muss der Wettbewerb zwischen Krankenversicherungen gestaltet werden, damit die Gesundheitsversorgung patientenorientierter wird und gleichzeitig die Ressourcen der Beitragszahler geschont werden? Mit dieser Aufgabe befassten sich die Teilnehmer des zweiten Think Camps 2019, nachdem sie sich zuvor mit den Dozenten aus verschiedenen Perspektiven über die derzeit bestehenden Möglichkeiten und Grenzen ausgetauscht hatten.
Im Ergebnis waren alle Teilnehmer einig: Ein Wettbewerb zwischen den Krankenkassen ist wichtig und soll erhalten bleiben. Die Voraussetzungen für den Wettbewerb müssen jedoch so gestaltet werden, dass alle Krankenkassen an einer Ziellinie stehen und nicht von unterschiedlichen Punkten starten. Dazu müssen der Morbi-RSA überarbeitet und eine bundeseinheitliche Aufsicht eingeführt werden. Die Qualität muss stärker in den Fokus als bisher und die Transparenz erhöht werden.
Die Arbeiten der Teilnehmer
Gruppe Vision
Laura Kneip, Melina Ledeganck, Jacob Loring, Dominik Neuhäusler, Julia Wittrin
Die Mitglieder der Gruppe Vision haben ein in die Zukunft orientiertes Konzept entwickelt. Im Fokus steht die Transparenz: Krankenkassen erhalten eine Berichtspflicht über die Finanzen, i.S.e. Jahresabschlusses, sowie über festgelegte risikoadjustierte Qualitätsparameter einer jeden Kasse. Darüber hinaus wird Transparenz geschaffen über alle Fakten, die Versorgungs-, Service- und Dienstleistungsqualität betreffend auf Einzelkassenebene (zum Beispiel zu Genehmigungs-, Widerspruchs- und Klagequoten; telefonische Erreichbarkeit, Wartezeit etc.).
Gruppe KRAVT
Helena Aurich, Justus Baumann, Anna Irshad, Julian Kleinpaß und Judith Rotering
Um Versicherten einen unabhängigen und umfassenden Überblick über die verschiedenen Krankenkassen zu ermöglichen, hat die Gruppe KRAVT, das Krankenkassenversicherungstool, entwickelt. Dieses ist an die Funktionsweise des Wahl-O-Mats angelehnt und hat als Grundlage die jährlich veröffentlichten Qualitätsreports der Krankenkassen. Mithilfe des Tools werden Informationen nach demografischen Daten (Altersgruppe, Familiensituation, Art der Berufstätigkeit) und gewichteten Präferenzen (Bereitschaft auf freie Arztwahl zu verzichten, Geschäftsstelle in der Nähe, Stärke digitaler Service, leicht verständliche transparente Ergebnisübersicht, direkte Weiterleitung zum Versicherungsvertrag) abgefragt. Daraus werden dann passende Krankenkassen als Ergebnis vorgestellt. Der Versicherte hat auch die Möglichkeit, vorher eine Selbstauswahl an Krankenkassen festzulegen. Zudem werden auf der Seite alle Qualitätsreports veröffentlicht und um eine allgemeinverständliche Version und Hilfen ergänzt.
Gruppe „Verband der Qualität“ VdQ
Jasmine Armbrüster, Plamena Dikarlo, Anna Isabelle Heß, Franziska Ulrich, Clara von Wolffersdorff
Um den aktuellen Preiswettbewerb stärker in Richtung Qualitätswettbewerb zu wandeln, schlägt die Gruppe VdQ vor, den Morbi-RSA um die Komponente Qualität zu erweitern. Qualitätszuschläge werden ausgeschüttet, indem ein festgelegter Anteil der Einnahmen aus dem Gesundheitsfonds (2 bis 3 %) dafür verwendet werden. Um dabei die unterschiedlichen Größen der Krankenkassen zu berücksichtigen, erhalten die Krankenkassen den Zuschlag je Versicherter. Als Maßstab für die Qualität soll ein bundeseinheitlicher transparenter Qualitätsindex dienen, der von einem unabhängigen wissenschaftlichen Institut evaluiert und veröffentlicht wird.
Die Dozenten:
- Dr. Marc Bataille, leitender Analyst Monopolkommission
- Dr. Albrecht Kloepfer, Büro für gesundheitspolitische Kommunikation
- Dr. Mani Rafii, Mitglied des Vorstands der BARMER
- Dr. Hans Unterhuber, Vorstandsvorsitzender der SBK Siemens-Betriebskrankenkasse