Think Camp „Das Ende der Medizin, wie wir sie kennen?“
13. – 15. Mai 2022
Bei den meisten Erkrankungen kennen wir die Ursachen nicht. Stattdessen beschreiben wir ein Symptom in einem Organ und benennen dies als Krankheit. Mit Ausnahme von Infektionserkrankungen, kann eine derartige Therapie maximal Symptome lindern und dies meist chronisch, aber nicht heilen. Zudem existieren in diesem Krankheits-System zahlreiche volumenbasierte, kostentreibende Fehlanreize ohne Patientenvorteil. Prävention wird sträflich vernachlässigt.
Digitalisierung und personalisierte Verfahren wie Multiomics und Bioinformatik werden die Medizin schon in den 20er Jahren radikal verändern. So helfen künstliche Intelligenz und unser Digitaler Zwilling bei Diagnostik und Therapie, die dadurch sicherer und präziser werden. Medizin wird komplett neu strukturiert, weg von der gegenwärtigen Einteilung „Ein Facharzt pro Organ“, hin zu einer Neudefinition von Krankheit nach Ursachen, nicht mehr nach Symptomen. Heilen und vorbeugen, statt chronisch zu behandeln. So entsteht ein echtes Gesundheits (Wellbeing)-System mit teilweise völlig neuen Dienstleistern oder veränderten Rollen. Damit verändert sich das Anforderungsprofil eines Arztes zu einem empathischen Patienten-Coach im Krankheitsfall.
Beim Think Camp haben sich die Teilnehmer mit diesen fundamentalen Veränderungen mit weitreichenden sozioökonomischen Folgen interdisziplinär gewidmet.
Die Arbeiten der Teilnehmer
Die Aufgabe:
Das in den Vorträgen der Experten vermittelte Wissen setzten die Teilnehmer ein, um die Aufgabenstellung zu bearbeiten:
Im Jahr 2040 wird die Medizin grundlegend anders sein. Menschen wissen um ihre genetische Prädisposition und wie sie damit verbundene Krankheitsrisiken minimieren können. Prävention steht dann im Vordergrund. Im Fall einer Erkrankung stehen individualisierte Diagnostik und Therapie zur Verfügung. Für jeden einzelnen Menschen wird mit genetischen Analysen, Künstlicher Intelligenz und gezielten weiteren Untersuchungen die Krankheitsursache ermittelt und die Diagnose gestellt. Darauf basierend werden passende Wirkstoffe in der nötigen Dosierung und Kombination zusammengestellt.
Das hat zur Folge, dass auch die Patientenversorgung neu organisiert werden muss. Erarbeiten Sie ein Zielbild, wie dies aus Ihrer Sicht am besten geschehen könnte. Beachten Sie dabei zum Beispiel folgende Punkte:
- Sind noch Arztpraxen nötig? Wie sehen diese aus?
- Welche Aufgaben haben Ärzte, Apotheker und Pflegefachpersonen? Braucht es neue Berufe?
- Wie erhalten die Patienten ihre Untersuchungsergebnisse und Befunde?
- Wo beziehen sie ihre Medikamente?
- Wie kann die Erstattung der Kosten (Medikamente, Leistungserbringer etc.) neu geregelt werden?
Gruppe Hygieia:
Melina Branding, Julian Hugo, Daniel Monsees, Jasmin Sieland und Nadia Zokoll
Ein regionales Gesundheitszentrumskonzept der Gemeinde Ruhrtopia im 2040 stellte die Gruppe Hygieia vor – 43 Prozent der Gesundheitskosten können durch das Konzept eingespart werden.
Gruppe preCharting GmbH
C. Kuhl, O. Farke, A. Dautovic, C. Loos, J. Ohlwein
Die preCharting GmbH setzt vor allem auf den Erhalt der Gesundheit. Durch individuelle, KI-gestützte Analysen sollen für jeden Einzelnen Angebote bestimmt werden, die auf den individuellen Gesundheitszustand und die Alltagssituation eingehen.
Die Dozenten:
- Dr. Armin Furtwängler, Global Medical Lead Innovation Scouting – Corporate Division Medicine, Boehringer Ingelheim International GmbH
- Prof. Dr. Christian Franken, Managing Shareholder bei DiHeSys Digital Health Systems GmbH
- Prof. Dr. Martin Hirsch, Leiter des Instituts für KI in der Medizin der Universität Marburg, Gründer von Ada Health
- Prof. Dr. Harald Schmidt, Head of Department of Pharmacology and Personalised Medicine, University of Maastricht, Autor des Buches „Geheilt statt behandelt“